Leonie Wunderlich
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
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Forschungsüberblick April: Wie benachteiligte Bevölkerungsgruppen die Berichterstattung empfinden und wovor Digitalkompetenz schützen kann

Die Nutzung digitaler Medien führt nicht automatisch zu mehr Medienkompetenz bei jungen Menschen – ist diese aber vorhanden, schützt sie das eher vor Online-Hassrede. Das sind Erkenntnisse von Studien, die Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für uns im April zusammengefasst hat.

2023-04-25 — Leonie Wunderlich

Nutzung sozialer Medien kann schlecht sein für die digitale Kompetenz

 

Die Nutzung sozialer Medien und damit verbundene Aktivitäten wie Chatten oder das Teilen von Bildern wirken sich nicht positiv auf die Kompetenzen von Jugendlichen beim Umgang mit digitalen Kommunikations- und Informationstechnologien aus. Im Gegenteil: Eine zu intensive Nutzung von TikTok, Instagram und Co. kann Verstehens- und Lernprozesse beeinträchtigen und damit zu einer insgesamt geringeren digitalen Kompetenz führen. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich erschienene Sonderauswertung mit Daten des Nationalen Bildungspanels zu den Kompetenzen im Bereich der digitalen Medien (ICT-Kompetenzen). Im Rahmen einer groß angelegten, repräsentativen Studie wurden 15- bis 18-jährige Jugendliche befragt. Zu den ICT-Fähigkeiten zählen die Kompetenzen, digitale Informationen (1) zu finden, (2) zu ordnen, (3) zusammenzufassen, (4) zu beurteilen und (5) für weiterführende Aufgaben zu nutzen. Ebenfalls interessant: Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen hinsichtlich ihrer ICT-Kompetenzen gibt es kaum – allerdings schätzen männliche Jugendliche ihre eigenen Fähigkeiten systematisch höher ein. 

 

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Wie beurteilen benachteiligte Bevölkerungsgruppen die Berichterstattung der Medien?


Die falsche Darstellung sowie die Unterrepräsentation benachteiligter Bevölkerungsgruppen schaden deren Vertrauen in Nachrichten und Journalismus. Vor allem jüngere Menschen verlassen sich daher auf Einzelpersonen - oft Nicht-Journalisten - deren Inhalte sie über soziale Medien, Podcasts oder Online-Videodienste abrufen, da diese Akteure ihre Anliegen verlässlicher vertreten und für sie relevante Geschichten hervorheben. Zu diesen Einsichten gelangt eine kürzlich erschienene Studie, im Rahmen derer Fokusgruppen in Brasilen, Indien, den USA sowie im Vereinigten Königreich mit Personen aus benachteiligten Gesellschaftsgruppen geführt wurden. Die Autor:innen der Studie identifizieren insgesamt fünf Wege, auf denen viele der Befragten glauben, dass die Nachrichtenmedien Menschen wie sie selbst falsch darstellen. Dazu zählen: Die 1) Hervorhebung negativer Nachrichten, 2) ungerechte Behandlung von Gruppen, 3) Aufrechterhaltung von Stereotypen, 4) Nichtberichterstattung über bestimmte Gruppen und 5) Förderung der Spaltung zwischen Gruppen.


Link zur Studie

 

 

Digitale Medienkompetenz schützt junge Menschen vor Online-Hassrede 

 

Ein großer Anteil junger Menschen ist schon mal Opfer von Hassrede im Internet geworden – wobei Jugendliche und junge Erwachsene, die eine hohe digitale Medienkompetenz aufweisen, weniger anfällig dafür sind. Das zeigt eine Umfrage, bei der junge Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren online teilgenommen haben (n=1.180). Die Autorinnen der Studie haben im Ergebnis sechs latente Profile mit insgesamt hoher oder niedriger Viktimisierung durch Online-Hassrede erstellt. Viele der Befragten wurden aufgrund ihrer politischen Orientierung oder Religion sowie ihres Migrationshintergrundes oder Geschlechtes Opfer von Hassrede. Insgesamt schlussfolgern die beiden Autorinnen der Studie, dass die digitale Kompetenz der wichtigste Faktor ist, der junge Menschen vor Hassrede im Internet schützen kann. 


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