Best Practice: Fake-News-Zeitung im Kunstunterricht
Um ihre Schüler:innen für Desinformation zu sensibilisieren, erstellte Kunstlehrerin Alina Mainusch mit ihnen eine "Fake-News"-Zeitung. Für diese dachten sich die Jugendlichen erfundene Stories etwa über das Lehrkräfte-Kollegium aus und lernten dabei spielerisch Prompten oder wie einfach Desinformation entstehen können.
Wie bringt man Schüler:innen im Kunstunterricht etwas über Desinformation bei? Mit einer “Fake-News”-Zeitung, dachte sich Alina Mainusch, die derzeit ihr Referendariat am Gymnasium Köln-Pesch macht und das Thema Desinformation in ihrer zehnten Klasse umsetzen sollte. Die Idee, den Schüler:innen das anhand von selbst ausgedachten Berichten spielerisch zu vermitteln, hatte die angehende Lehrerin durch ein Buch. „Ich dachte, es ist eigentlich eine coole Sache, im Scherz die Schule zu veralbern“, sagt sie.
Von der Schulleitung gab es dafür sofort Rückendeckung. In sechs Doppelstunden produzierte die 29-Jährige gemeinsam mit ihren Schüler:innen die Fake-Zeitung. „Die ersten beiden Doppelstunden habe ich genutzt, um sie für das Thema Desinformation zu sensibilisieren. Das ist einfach sehr wichtig, auch wenn man eigentlich zu wenig Zeit dafür hat“, meint Alina.
Dazu griff sie auf freies Unterrichtsmaterial zurück und sie zeigte der Klasse unter anderem das bekannte KI-Bild vom Papst in der Balenciaga-Jacke. „Ich habe so getan, als ob ich es für echt halten würde und sie dann gefragt, woran sie KI-Fakes erkennen.“ Außerdem ließ sie die Jugendlichen selbst kreativ werden: Mittels ChatGPT sollten sie KI-Bilder generieren oder aus mitgebrachten Zeitungen analoge „Fälschungen“ basteln.
Bei den Themen für die Zeitung machte die Kunstlehrerin dagegen klare Vorgaben: „Viele Schüler:innen wollten etwas Politisches machen. Aber da gibt es schon so viele Fake-Artikel und ich wollte nicht, dass das falsch verstanden wird.“ Stattdessen durfte sich die Klasse schulintern austoben: Manche Lehrkräfte landeten gar im Casino oder erlitten beim Karneval einen Kontrollverlust.
Artikel entstanden in Co-Creation mit ChatGPT
Dafür war auch Eigenverantwortung notwendig, denn die Schüler:innen weihten die betroffenen Lehrkräfte im Vorfeld ein und baten sie um Erlaubnis. Die zwölf Artikel entstanden schließlich in Co-Creation mit ChatGPT. Die Schüler:innen lieferten die Ideen, die KI schrieb Texte und Überschriften – genau das war beabsichtigt, um die Fälschungen noch mehr zu betonen. Der Nebeneffekt: Die Jugendlichen lernten gleich das Prompten.
Die passenden Bilder für die Zeitung entstanden mit dem kostenlosen Tool Gimp – sogar „Fake-Werbung“ gibt es. Damit niemand auf die Desinformation reinfällt, enthält die Zeitung auf Seite 1 eine Triggerwarnung.
„Es kann ernste Folgen haben, wenn man an die falschen Dinge glaubt, und jeder sollte das unterscheiden können.“
„Die Möglichkeit, falsche Informationen zu verbreiten, ist viel größer geworden und vor allem nicht an den Einfluss von sozialen Medien gebunden“, findet auch ein Schüler. Und ein Mitschüler ergänzt: „Es kann ernste Folgen haben, wenn man an die falschen Dinge glaubt, und jeder sollte das unterscheiden können.“ Wie leicht manipulative Fakes erstellt werden können, lernten die Jugendlichen durch das Projekt.
Das fertige Zeitung soll nun sogar gedruckt werden und in der Bibliothek der Schule ausliegen. Insgesamt gab es viel positives Feedback von den Schüler:innen. „Wann dürfen sie mal wirklich bewusst Lehrkräfte hopsnehmen und bekommen dafür sogar eine Note“, meint auch Alina Mainusch.

Mit diesen Tipps empfiehlt sie so ein Projekt ab der 9. Klasse: Die Texte vor Veröffentlichung mit der Schulleitung und den betroffenen Kolleg:innen absprechen und das Thema Desinformation nicht in einer Unterrichtseinheit abspeisen.
Außerdem: „Man sollte den Jugendlichen Freiraum geben. Mich hat am meisten überrascht, wie kreativ sie geworden sind. Es ist schön zu sehen, was passiert, wenn man sie einfach mal lässt – natürlich unter Anleitung.“ Das Projekt habe auch ihre Schüler-Lehrer-Beziehung enorm gestärkt, sagt sie. So trauen sich die Jugendlichen jetzt bei Unsicherheiten zu Fakes in den sozialen Medien auf sie zuzukommen.