Leonie Wunderlich
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
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Forschungsüberblick Mai: Sounds auf TikTok prägen Kriegsnarrative

Wie Sound auf TikTok Desinformation verstärken kann, warum junge und ältere Menschen Nachrichten unterschiedlich bewerten und wie soziale Medien journalistische Inhalte beeinflussen, untersuchen die Studien, die Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für Medienforschung im Mai zusammengefasst hat.

2025-05-12 — Leonie Wunderlich

Wie Sound auf TikTok im Kontext von Desinformation wirkt

 

Auf der Kurzvideo-Plattform TikTok werden Falsch- und Desinformationen über den Krieg in der Ukraine verbreitet. Dabei haben Soundelemente das Potenzial, Emotionen zu erzeugen, soziale Bindungen entstehen und Überzeugungskraft persönlich wirken zu lassen. In einer kürzlich erschienen Studie wurden Geräusche untersucht, die sowohl von der Ukraine als auch von Russland verwendet werden, um Informationsstörungen im Kontext von Kriegsereignissen zu verschärfen. Auf Grundlage ihrer Analyse von über 36.000 TikTok-Videos aus dem Zeitraum Februar und März 2022, sowie den darin verwendeten spezifischen Sounds, haben zwei Forscher eine Typologie für audiobasierte Falsch- und Desinformationen entwickelt. Eine geringe Lautstärke schreiben sie beispielsweise Satire und Parodien zu, mittellaut sind ein falscher Kontext oder gefälschte Inhalte und eine hohe Lautstärke verursachen manipulierte und gefälschte Beiträge. Zu den verwendeten Praktiken gehörten die Wiederverwendung von Klängen für koordinierte Kampagnen, die Erstellung von Audio-Meme-Vorlagen zur schnellen Verbreitung und das Löschen der ursprünglichen Klänge, um die Identitäten der Urheber zu verschleiern. Die Autoren schlussfolgern, dass die For-You-Page von TikTok eine Plattform für „sanfte“ Propaganda bietet.

 

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Was sind „Nachrichten“ für junge und ältere Menschen? 

 

Jugendliche und junge Erwachsene schätzen an Nachrichten deren Aktualität und Gesprächswert – ältere Menschen haben ein größeres Interesse an Personen aus dem öffentlichen Leben, lokalen Nachrichten und Nachrichten, die Emotionen hervorrufen. Diese Einsichten in das Nachrichtenverständnis unterschiedlicher Altersgruppen liefert eine Studie aus Neuseeland. Anhand von Medientagebüchern und Fokusgruppen (n=25) mit über und unter 26-Jährigen hat die Autorin untersucht, welche Nachrichtenquellen genutzt werden, welche Merkmale besonders geschätzte Nachrichtenstücke aufweisen und welche Faktoren den generellen Nachrichtenkonsum beeinflussen. Mithilfe einer Inhaltsanalyse wurden die gesammelten Informationen unter dem Gesichtspunkt von Nachrichtenwerten und den individuellen Bedürfnissen analysiert. Die Teilnehmenden haben die Glaubwürdigkeit von Nachrichten betont; insbesondere online sind Wahrhaftigkeit und Live-Nachrichten potenzielle neue Nachrichtenwerte. Die Autorin schlussfolgert auf Grundlage ihrer Studie, dass der personalisierte Nachrichtenkonsum die direkte Beziehung zwischen Journalismus und seinem Publikum stören und das Verständnis von Nachrichtenwerten beeinflussen könne.

 

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Möglichkeiten sozialer Medien beeinflussen die Produktion journalistischer Inhalte 

 

Eigenschaften von Plattformen wie TikTok, Instagram und Facebook haben einen Einfluss darauf, wie Journalist:innen ihre Inhalte auswählen, koordinieren und bearbeiten. Auf stark Algorithmus-gesteuerten Plattformen (TikTok) konzentrieren sie sich in erster Linie auf eine aufmerksamkeitsstarke Redaktion, die den Kommunikationsformen der Plattformen entspricht, da jeder Beitrag für sich allein erfolgreich sein muss. Diese Einsichten gibt eine kürzlich veröffentlichte Studie, im Rahmen derer die Autorin qualitative Interviews mit Social-Media-Journalist:innen aus Deutschland (n= 34) geführt hat. Der Schwerpunkt lag auf den Plattformen TikTok, Instagram und Facebook. Insgesamt geben die Interviews detaillierte Einblicke, wie eine Reihe von Affordanzen, die vom wahrgenommenen Grad der algorithmischen Kuratierung bis hin zu den Kommunikationsformen der drei Plattformen reichen, die verschiedene Phasen der Content-Produktion prägen. Die Autorin erstellt eine Typologie, die systematische Vergleiche zwischen aktuellen und zukünftigen Plattformen ermöglicht.

 

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