beth-macdonald-Raf-aXkNQEc-unsplash.jpg
Julia Behre.jpeg
Julia Behre
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
Einordnung
KI
Nachrichten
Social Media
Soziale Medien
Meinungsbildung
Forschung

TEILE DIESE SEITE

Alle News

Reuters Institute Digital News Report 2025: Die Zielgruppe der 18- bis 24-Jährigen

Junge Erwachsene in Deutschland haben ein geringeres Nachrichtenvertrauen als der Durchschnitt der Online-Bevölkerung – ihr Interesse an Nachrichten ist dagegen leicht gestiegen. Julia Behre vom Leibniz-Institut für Medienforschung gibt einen Überblick über die aktuellen Ergebnisse des Reuters Institute Digital News Reports 2025 zur Zielgruppe der 18- bis 24-Jährigen.

8.7.2025 — Julia Behre

Im Jahr 2025 ist rund ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen (34 %) in Deutschland der Ansicht, dass man dem Großteil der Nachrichten in der Regel vertrauen kann. 39 Prozent geben hingegen an, den Nachrichten weder zu vertrauen noch zu misstrauen. Das im Vergleich zur Gesamtheit der Befragten geringere Vertrauen der jungen Zielgruppe sollte jedoch vor dem Hintergrund der vielfältigen Nachrichtenlandschaft – insbesondere im Internet – betrachtet werden. So äußern 42 Prozent der 18- bis 24-Jährigen Zweifel daran, bei Online-Nachrichten zwischen Fakten und Falschmeldungen unterscheiden zu können. 

 

Aus ihrer Sicht stellen vor allem Influencer:innen sowie in- und ausländische Politiker:innen eine große Gefahr im Zusammenhang mit falschen oder irreführenden Informationen dar. Auch Plattformen wie TikTok, X und Instagram werden als gefährlich wahrgenommen. Im Vergleich dazu werden journalistische Nachrichtenmedien von dieser Altersgruppe deutlich seltener als Gefahrenquelle für Falschmeldungen eingeschätzt.

 

Ein Drittel hat Schulung zu Nachrichtenkompetenz erhalten

 

Ein Drittel der 18- bis 24-jährigen Internetnutzenden in Deutschland hat schon mal an einer Schulung zum Umgang mit Nachrichten teilgenommen, beispielsweise zum kritischen Medienverständnis, zur Quellenanalyse oder zu Nachrichtenkompetenz. Bei den über 55-Jährigen liegt dieser Anteil bei lediglich zehn Prozent.

 

Um potenzielle Falschinformationen im Internet zu überprüfen, würden junge Erwachsene am ehesten eine offizielle Quelle aufsuchen, wie etwa die Website der Bundesregierung (41 %). Weitere 40 Prozent würden die Informationen mithilfe einer traditionellen Nachrichtenquelle verifizieren. Zudem sagen 18- bis 24-Jährige etwas häufiger als der Durchschnitt, dass sie zur Überprüfung auch die Kommentare anderer Nutzer:innen lesen oder soziale Medien verwenden würden.

 

Aktive Nachrichtenvermeidung hat zugenommen, aber auch das Interesse an Nachrichten ist gewachsen

 

Mehr als drei Viertel der 18- bis 24-Jährigen (78 %) haben im Jahr 2025 angegeben, dass sie die Nachrichten zumindest gelegentlich aktiv vermeiden – neun Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die wichtigsten Gründe dafür sind negative Auswirkungen der Nachrichten auf ihre Stimmung und Erschöpfung durch die Menge an Nachrichten. Zudem begründen junge Erwachsene ihr Vermeidungsverhalten etwas häufiger als ältere Zielgruppen damit, dass die Nachrichten für ihr Leben nicht relevant seien und sie das Gefühl haben, mit den Informationen nichts anfangen zu können.

 

Aktive Nachrichtenvermeidung bedeutet jedoch nicht, dass Nachrichten konsequent gemieden werden: So konsumiert der Großteil der 18- bis 24-Jährigen (86 %) 2025 mehrmals pro Woche Nachrichten – sechs Prozentpunkte mehr als noch 2024. Auch das allgemeine Nachrichteninteresse der jungen Zielgruppe ist leicht gestiegen; 45 Prozent sind äußerst oder sehr an Nachrichten interessiert (2024: 41 %).

 

Soziale Medien sind wichtigste Nachrichtenquelle

 

Jede zweite Person zwischen 18 und 24 Jahren kommt regelmäßig mit Nachrichteninhalten in sozialen Medien in Kontakt. 34 Prozent bezeichnen soziale Medien sogar als ihre Hauptnachrichtenquelle und 17 Prozent erhalten sie ausschließlich auf derartigen Plattformen. Die meistgenutzten sozialen Medien der 18- bis 24-Jährigen, um Nachrichten zu suchen, zu konsumieren, zu teilen oder um darüber zu diskutieren, sind Instagram (29 %), YouTube (23 %) und WhatsApp (20 %). 

 

Dabei finden die Inhalte von traditionellen Nachrichtenmedien und Journalist:innen in sozialen Medien insgesamt am meisten Beachtung. Gleichzeitig sagen 18- bis 24-Jährige anteilig etwas häufiger als ältere Befragte, dass sie den Nachrichteninhalten von Politiker:innen sowie Influencer:innen in sozialen Medien am meisten Aufmerksamkeit schenken.

 

Obwohl soziale Medien eine wichtige Rolle im Nachrichtenrepertoire junger Erwachsener spielen, verfolgen knapp ein Drittel (32%) mindestens einmal pro Woche Nachrichten im linearen Fernsehen. Weitere 13 Prozent hören regelmäßig einen Nachrichten-Podcast und neun Prozent verwenden generative KI-Chatbots wie ChatGPT, um sich über die Nachrichten zu informieren.

 

Offenheit gegenüber KI in der Nachrichtenproduktion

 

Obwohl sich die Mehrheit der 18- bis 24-Jährigen (42 %) bei der Nutzung von größtenteils durch KI produzierten Nachrichten unwohl fühlt, begegnen sie dem Einsatz von KI in der Nachrichtenproduktion mit einer größeren Offenheit als ältere Zielgruppen. Mehr als ein Drittel (38%) der 18- bis 24-Jährigen denkt, dass derartige Nachrichten aktueller seien als solche, die von Journalist:innen erstellt wurden. Knapp ein Drittel (31%) ist der Meinung, dass KI-generierte Nachrichten weniger voreingenommen seien und rund ein Viertel (24%) hält sie für transparenter.

 

Handlungspotenzial für den Journalismus könnte darin liegen, Nachrichteninhalte mithilfe von KI gezielt an die individuellen Bedürfnisse junger Erwachsener anzupassen. Besonders interessiert zeigt sich diese Zielgruppe an Funktionen wie automatischen Zusammenfassungen, Übersetzungen sowie vereinfachten Formulierungen von Nachrichtenartikeln. Jeweils etwa ein Viertel hätte an diesen Angeboten Interesse.

 

Über die Studie 

 

Die Reuters Institute Digital News Survey, koordiniert vom Reuters Institute for the Study of Journalism in Oxford, untersucht seit 2012 jährlich generelle Trends der Nachrichtennutzung. Im Jahr 2025 wurden dafür fast 100.000 Menschen in 48 Ländern befragt. 

 

Für den deutschen Teil hat das das Umfrageinstitut YouGov Ende Januar 2025 auf der Basis von Online-Access-Panels Stichproben gezogen, die für Internetnutzer:innen im Alter ab 18 Jahren repräsentativ sind. Insgesamt wurden in Deutschland 2.047 Personen befragt, davon 187 Personen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut ist seit 2013 für die deutsche Teilstudie verantwortlich, die Erhebung im Jahr 2025 wurde von den Landesmedienanstalten und dem ZDF unterstützt.
 

Zum kompletten Report für Deutschland