Vom NewZee zur Fotoredakteurin: "Wir konsumieren Medien einfach anders als vorherige Generationen"
Anna Ross war Teil der NewZee-Community, den jungen Medieninteressierten bei #UseTheNews, und hat bei mehreren Projekten mitgewirkt. Nach ihrem Volontariat bei der dpa ist sie dort als Fotoredakteurin tätig. Im Interview erzählt sie, was das Besondere an der NewZee-Community ist und was sie anderen Nachwuchstalenten empfehlen würde.
#UTN: Anna, du warst Teil der ersten NewZee-Generation: Was war der Anreiz, mitzumachen?
Anna Ross: Ich habe in #UseTheNews eine spannende Möglichkeit gesehen: Journalismus aus der Perspektive junger Menschen mitzudenken und vor allem mitzugestalten. Wir konsumieren Medien einfach anders als vorherige Generationen und die Medienlandschaft tut sich zum Teil noch schwer, uns zu erreichen. Die Chance also, meine Erfahrungen und auch digitales Know-how mit einzubringen, hat mich direkt angesprochen.

Du hast bei einigen Projekten wie der Entwicklung vom Quiz “Digitaler Desinformator” oder “Media Match”, einem Teil der Ausstellung “Nachrichten – News” in Zusammenhang mit dem 75. Geburtstag der dpa im Museum für Kommunikation in Berlin, mitgewirkt. Was war dein Highlight in der Zeit als NewZee?
Die Eröffnung der Ausstellung in Berlin und das damit verbundene Newscamp war ein sehr besonderer Moment für mich. In dieses Event haben wir NewZees viel Zeit und Herzblut reingesteckt und es war super schön, die Ergebnisse unserer Arbeit dann live und in Farbe zu erleben. Was mich natürlich sehr gefreut hat: Der Digitale Desinformator kam auch dort zum Einsatz. Das Tool, das ich mit konzipiert und gestaltet habe, macht das komplexe Thema Desinformation spielerisch zugänglich und trifft damit genau den Nerv der Zeit. Der Austausch mit den Gästen war sehr interessant und lehrreich.
Was hast du generell aus dem Austausch und der Zusammenarbeit mit den anderen NewZees und den #UTN-Partnern persönlich, aber auch beruflich mitgenommen?
Ich war überrascht, wie ähnlich wir NewZees ticken, wenn es um Medienkonsum geht. Wir lesen kaum noch lange Texte, und Videos müssen in den ersten Sekunden zünden, sonst sind wir weg. Darüber zu sprechen, hat uns allen gezeigt, wie tief dieses Verhalten sitzt, selbst wenn wir es kritisch sehen. Gerade deshalb war der Austausch so wertvoll. Wir konnten gemeinsam überlegen, wie Nachrichten neu erzählt werden müssen, um relevant zu bleiben – ohne an Tiefe zu verlieren.
Du hast vor Kurzem dein Volontariat bei der dpa beendet. Was würdest du anderen jungen Medieninteressierten raten, die sich für ein Volo interessieren in Bezug auf die Bewerbung und die Ausbildung?
Ich denke, wer sich gerne mit aktuellen Themen und gesellschaftlichen Trends beschäftigt, multimedial denkt und vor allem Bock auf unabhängigen, faktenbasierten Journalismus hat, sollte sich für das Volontariat bei der dpa bewerben.
Ein Tipp: Zeigt, dass ihr journalistische Neugier und auch schon etwas Erfahrung mitbringt, dass ihr unter Zeitdruck präzise arbeiten könnt und dass ihr motiviert seid, euch in neue Themen oder Formate reinzufuchsen. Ich habe in meinem Volo super viel gelernt, bin über mich hinausgewachsen und kann heute auf viele außergewöhnliche Erlebnisse zurückblicken. Sei es die Nachtschicht bei der US-Wahl, das Fotografieren beim DFB-Pokal-Achtelfinale in Stuttgart oder ein Treffen der Verteidigungsminister:innen im NATO-Hauptquartier in Brüssel – das alles waren absolute Highlights, auf die ich gerne zurückblicke.
Wir lesen kaum noch lange Texte, und Videos müssen in den ersten Sekunden zünden, sonst sind wir weg.
Wie sieht dein jetziger Alltag als Fotoredakteurin aus?
Als Fotoredakteurin bin ich vor allem für das Beobachten, Einordnen, Gewichten und Verifizieren von Nachrichten und Gesprächswertthemen zuständig. In unterschiedlichen Schichten sind wir die Anlaufstelle für Fotos aus ganz Deutschland und aus der ganzen Welt. Dabei spielen beispielsweise Fotorechte eine entscheidende Rolle.
Die Erwartungen an Journalist:innen haben sich stark verändert: Heutzutage müssen sie Allrounder für verschiedene Formate und Plattformen sein sowie das Zielpublikum viel stärker in den Fokus stellen. Warum hast du dich für den Beruf entschieden? Und welche Skills sollten junge Menschen mitbringen, wenn sie in den Journalismus möchten?
Ich finde, genau das macht den Reiz am Journalismus aus! Ich werde in meinem Alltag als Journalistin täglich vor neue Herausforderungen gestellt und kann jeden Tag dazulernen. Diese Vielfältigkeit macht mir unheimlich viel Spaß. Ich denke aber auch, dass sich der Journalismus noch mehr an den Bedürfnissen der Nutzer:innen orientieren sollte, um mehr Menschen mit faktenbasierten Informationen zu erreichen und damit Falschinformationen die Stirn zu bieten. Daran habe ich unter anderem beim dpa-Projekt DRIVE gearbeitet.
Wer heute in den Journalismus will, sollte Neugier mitbringen, ein gutes Gespür für gesellschaftliche Themen und keine Angst vor Technik oder Veränderungen haben. Offenheit und Teamgeist gehören meiner Meinung nach genauso dazu wie der Wille, sich ständig weiterzuentwickeln.
Bitte beende den Satz: #UseTheNews ist für mich…
... ein Ideenlabor mit offenen Türen, klarer Vision und der Freiheit, Medien neu zu denken.
Foto oben: Media-Match-Ausstellung im Rahmen von “Nachrichten – News” / ©Museum für Kommunikation in Berlin, Vincent Villwock