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Fiete Stegers
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CCYA startet mit Workshops für Jugendliche und Volontär:innen

Anfang April sind im Competence Center Young Audiences (CCYA) am Hamburger Mediencampus die ersten Projekte angelaufen: Bei Workshops mit Schüler:innen ging es besonders um die Frage, welche lokalen Themen sie interessieren. Mit Volontär:innen von Lensing Media wurden im Rahmen eines Projekttags neue Formatideen für junge Zielgruppen entwickelt.

7.7.2025 — Fiete Stegers

„Welche Nebenjobs gibt es für 14-Jährige? Was kann ich tun, wenn ich als Aushilfe schlecht behandelt werde?“ Und: „Wieso ist es so teuer, den Führerschein zu machen?“ Drei Beispiele für Themen, für die sich Jugendliche interessieren und zu denen sie sich mehr Informationen wünschen. In unseren Workshops in weiterführenden Schulen in Hamburg haben wir sie gefragt, für welche Themen sie sich allgemein interessieren – und welchen ganz konkreten Fragen und Problemen Journalist:innen nachgehen sollten, damit die Lebensrealität der Jugendlichen sich auch in den Medien widerspiegelt.

 

Windkanal für Konzept des “Local Solutions Monitor”

 

Die Fragestellung war Teil einer ersten Workshop-Reihe für ein neues journalistisches Format: Der "Local Solutions Monitor" ist geplant als Kollaborationstool für den Kontakt zwischen Menschen und einer lokalen Tagezeitung. User:innen können Hinweise und Fragen zu lokalen Themen und Problemen einstellen. Die Redaktion recherchiert und diskutiert ihre Erkenntnisse mit der Community, spricht mit Expert:innen und Entscheider:innen. Das Ziel: gemeinsam Lösungen und Kompromisse finden, Wirksamkeit erfahren. 

 

Das von dpa mit der Initiative DRIVE entwickelte Konzept soll für eine Umsetzung durch das Hamburger Abendblatt mit dem Fokus auf jüngere Zielgruppen getestet werden, so die derzeitige Planung. Im Sinne der Co-Creation werden die anvisierten Nutzer:innen möglichst frühzeitig eingebunden.

 

Offene Frage fördert Wirtschafts- und Schulthemen zu Tage

 

Deshalb ging es in einer ersten Workshop-Reihe in Hamburger Schulen um die Fragestellungen, die Jugendliche konkret bewegen. Auffällig nach den ersten drei Terminen: Die Bandbreite der Themen ist groß. Häufig geht es um Wirtschaftsfragen aus Sicht jugendlicher Verbraucher:innen, etwa: „Warum schließen alle Läden in der Innenstadt schon um 20 Uhr?“ oder „Warum sehe ich in Tattoo-Studios nie Kunden?“ Aber auch Probleme aus dem Umfeld der Schule bewegen die Jugendlichen stark: „Wie kann der Schulunterricht besser an die individuellen Bedürfnisse der Schüler:innen angepasst werden?“ „Wie können sich Klassensprecher:innen besser durchsetzen?“

 

Daran schloss sich – ebenfalls bewusst offengehalten – die spannende Frage im Bezug auf das Format Local Solutions Monitor an: Welchen Kommunikationsweg würden Jugendliche bevorzugen, um eine Redaktion – oder ihren bevorzugten Social-Media-Content-Creator – auf ihr Thema aufmerksam zu machen? Genannt wurden neben diversen Möglichkeiten auf den großen Social-Media-Plattformen gerade auch die klassische E-Mail oder ein Kontaktformular auf einer Website.

 

Simulation vom “Local Solutions Monitor” im Herbst geplant

 

Vor den Sommerferien werden dieselben Fragen mit weiteren Schulgruppen diskutiert. Im Herbst sind dann Folge-Workshops geplant. Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse und in Zusammenarbeit mit der Agentur Tactile News sollen dann Konzept und Ablauf des Local Solutions Monitors simuliert werden. 

 

Dabei muss stets mitgedacht werden, dass auch die Schüler:innen unmittelbar von der Teilnahme profitieren. In diesem Fall: Die Teilnehmenden setzen sich mit inhaltlichen (Relevanz, Themenauswahl), publikumsorientierten und technischen Aspekten des journalistischen Arbeitsprozesses auseinander und können sich aktiv in die Entwicklung eines neuen journalistischen Formats einbringen.

 

Neue Unterrichtsmodule in der Entwicklung

 

Im CCYA können neben neuen Formaten, die sich an junge Zielgruppen richten, auch klassische Unterrichtsentwürfe und Module zur Vermittlung von Nachrichten- und Informationskompetenz getestet werden. Derzeit befinden sich im CCYA zwei Unterrichtskonzepte in der Entwicklungs- bzw. Testphase: 

 

  1. Im Modul “Diskurskompass” soll es darum gehen, insbesondere bei polarisierenden Debatten etwa auf Social Media, Fakten durch Recherche zu klären und die Diskussion zu versachlichen. Ein erster Test ist in Zusammenarbeit mit der Organisation Jugend debattiert geplant.
  2. Die Einheit “Ein Foto und seine Geschichte” soll den kritischen Umgang mit Bildern fördern und ein Bewusstsein für Bedingungen und Relevanz journalistischer Berichterstattung vermitteln. Die Teilnehmenden werden angeregt, Fotos oder Videos aktueller Ereignisse zu analysieren und lernen die Entscheidungskriterien und Entstehungsbedingungen bildjournalistischer Arbeit kennen.
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Die Volontär:innen von Lensing Media besuchten Anfang Juli das CCYA bei TIDE Hamburg auf dem Mediencampus Finkenau. Foto: Fiete Stegers
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In kleinen Gruppen entwickelten die Nachwuchsjournalist:innen neue Formate für junge Zielgruppen. Foto: Wolfram Kiwit
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Und pitchten ihre Ideen vor einer Gruppe Schüler:innen. Foto: Sandra Jütte
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Die Volontär:innen auf dem Hamburger Mediencampus. Foto: Wolfram Kiwit
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Zum CCYA-Workshop gehörte auch ein Besuch beim #UseTheNews-Partner DER SPIEGEL. Foto: Wolfram Kiwit
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In Kooperation mit Lensing Media organisierte das CCYA einen zweitägigen Workshop für Volontär:innen auf dem Mediencampus bei TIDE und der HAW Hamburg. Vermittelt wurden Tipps und Erfahrungen aus medienpraktischer Arbeit für und mit jungen Zielgruppen, gefolgt von einer Challenge: In wenigen Stunden sollten die Volontär:innen selbst neue Formatideen für junge Zielgruppen entwickeln und anschließend vor Schüler:innen einer Hamburger Stadtteilschule pitchen.

 

Fit für die Arbeit für und mit jungen Zielgruppen

 

Einer der Vorschläge: In einem Podcast zwei Jugendliche zu einem selbstgewählten Thema mit Expert:innen ins Gespräch bringen. Wenn die jungen Moderator:innen das Gefühl haben, dass in den Antworten schwierige Fachbegriffe fallen oder die erwachsenen Gesprächspartner:innen sie von oben herab behandeln, drücken sie den Buzzer – ein Signal, sich wieder auf Augenhöhe zu begegnen. 

 

Eine andere im Seminar entstandene Idee: Ein TikTok-Newsformat mit dem programmatischen Titel „Was juckt mich das?“, das komplexe Themen auf die Lebensrealität der Jugendlichen herunterbricht. Hintergedanke: Von diesen erklärenden Videos könnten auch die Eltern der Zielgruppe profitieren, wenn diese beispielsweise nicht Deutsch als Muttersprache hat.

 

Ein ähnlicher Projekttag soll im Herbst für den Mediennachwuchs von RTL Nord durchgeführt werden. 

 

Mehr zum Competence Center Young Audiences