Leonie Wunderlich
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
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Forschungsüberblick Februar: Familienangehörige sind wichtige Nachrichtenquelle

Im Forschungsüberblick für Februar hat Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut dieses Mal einige internationale Studien zusammengefasst: Sie zeigen unter anderem, dass das familiäre Umfeld eine Rolle beim Nachrichtenkonsum junger Menschen spielt, negative Online-Kommentare dem Anse-hen von Nachrichtenanbietern schaden können und junge Erwachsene zwischen „Neuigkeiten“ und „den Nachrichten“ unterscheiden.

2023-02-22 — Leonie Wunderlich

Online-Kommentare beeinflussen die Wahrnehmung der Glaubwürdigkeit von Nachrichtenmedien

 

Das Lesen von beleidigenden Online-Kommentaren unter Artikeln kann dazu führen, dass Nutzer:innen eine Nachrichtenagentur als weniger glaubwürdig wahrnehmen. Das zeigt eine gerade veröffentlichte Studie auf Grundlage von zwei Experimenten in den USA (Studie 1, n = 520; Studie 2, n = 1056). Diese negative Wahrnehmung zeigt sich auch dann, wenn die Beleidigungen in den Kommentaren den Nachrichtenanbieter nicht selbst betreffen und wenn die ersten Kommentare in einem Kommentar-Thread inhaltlich höflich sind. 

 

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Das familiäre Umfeld ist häufigste Nachrichtenquelle für junge Menschen in Australien 

 

Für Kinder und Jugendliche in Australien ist die Familie die häufigste Nachrichtenquelle – mit zunehmendem Alter findet allerdings eine Verschiebung hin zum Konsum von Nachrichten in sozialen Medien, auf Nachrichten-Websites und -Apps statt. Das zeigt eine repräsentative Umfrage zu den Nachrichtenpraktiken und -erfahrungen junger Australier im Alter von 8 bis 16 Jahren, bei der die Ergebnisse für die 8- bis 12-Jährigen und die 13- bis 16-Jährigen miteinander verglichen wurden. Die Verschiebung in der Relevanz einzelner Nachrichtenquellen scheint dabei keinen Einfluss auf ihre Einschätzung zu haben, wie wichtig Nachrichten für sie sind. Die Autoren stellten jedoch fest, dass die Art und Weise, wie sich junge Menschen mit Nachrichten versorgen, und ihre affektive Erfahrung mit Nachrichten einen Einfluss darauf haben, wie motiviert die jungen Menschen sind, online mit Nachrichten zu interagieren. 

 

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Welche Beziehung haben junge Erwachsene zu Nachrichten? 

 

Junge Menschen unterscheiden zwischen „news“ und „the news“: Letztere werden als überwiegend politisch-aktuelle Themen eng definiert und gelten als Domäne der großen Nachrichtensender, von denen erwartet wird, dass sie unparteiisch und objektiv berichten. Hingegen sind „news“ thematisch breiter gefächert, umfassen etwa auch Unterhaltungsthemen und Promi-Klatsch, und sie haben einen größeren tonalen Spielraum. Zum Schutz ihrer (psychischen) Gesundheit tendieren einige junge Menschen dazu, sich mehr mit „news“ als mit „the news“ zu beschäftigen. [LW1] Das zeigt eine kürzlich erschiene Interviewstudie unter jungen Erwachsenen (n=72) zwischen 18 und 30 Jahren aus drei verschiedenen Ländern (Brasilien, UK und USA), die im Auftrag des Reuters Institutes durchgeführt wurde. Insgesamt wurden die Kanäle untersucht, über die sich junge Menschen informieren, die Art der Nachrichten sowie die Sprache und die Formate, die sie bevorzugen. Für Nachrichtenanbieter leiten die Autoren ab, dass in junge Talente investiert werden sollte, die Inhalte mit einem intuitiven Gefühl für aufkommender Plattformen erstellen können. Außerdem könnten neue (Sub-)Marken in Betracht gezogen werden, um einen anderen Ansatz der Nachrichtenberichterstattung zu signalisieren und gleichzeitig den Wert und die Glaubwürdigkeit der bestehenden Marken beizubehalten.

 

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