Leonie Wunderlich
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
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Forschungsüberblick März: Warum Desinformationen auf Social Media geteilt werden

Im Forschungsüberblick hat Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut auch in diesem Monat wieder drei neue Studien zusammengefasst: Sie liefern unter anderem Erkenntnisse über die Gründe für die Verbreitung von Desinformationen auf Social Media und über die Ursache für die vermehrte Nachrichtenvermeidung in Deutschland.

2023-03-28 — Leonie Wunderlich

Belohnungsstrukturen sozialer Medien sind Hauptgrund für die Verbreitung von Fake News 

 

Warum teilen Menschen Fehlinformationen in sozialen Medien? Mit dieser Frage haben sich Forschende aus den USA in ihrer kürzlich veröffentlichten Studie beschäftigt. Sie haben herausgefunden, dass es weniger individuelle Charaktereigenschaften sind, die dazu führen, sondern vielmehr die Belohnungsstruktur von sozialen Medien, aufgrund derer Nutzende bestimmte Gewohnheiten entwickeln – darunter auch das Verbreiten von Falschinformationen. Im Rahmen der Studie wurden knapp zweieinhalbtausend aktive Facebook-Nutzende im Alter von 18 bis 89 Jahren befragt, die sich aufgrund von Online-Werbung freiwillig zur Teilnahme bereit erklärten. Die Forschenden schlussfolgern: Das gewohnheitsmäßige Teilen von Fehlinformationen ist nicht unvermeidlich. So könnten beispielsweise Anreize für die Nutzenden geschaffen werden, um Gewohnheiten zu entwickeln, die sie sensibler für das Teilen wahrheitsgemäßer Inhalte machen.

 

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Medienkritische Rezipienten und ihre Einstellungen und Misstrauensmuster

 

Medienvertrauen steht in vielen Ländern unter Druck und Misstrauen gegenüber den Mainstream-Medien und Diskussionen über „Fake News“ haben in den letzten Jahren zugenommen. Ergebnisse einer kürzlich erschienen Interviewstudie weisen nun darauf hin, dass der Ursprung medienkritischer Einstellungen vor allem in der Sozialisation der Nutzenden sowie der Berichterstattung über globale Großereignisse wie Kriege oder Terroranschläge liegt. Die Autorin der Studie hat insgesamt 17 Tiefeninterviews mit Nutzenden zwischen 20 und über 60 Jahren durchgeführt (überwiegend männliches und gut gebildetes Sample), die den Medien kritisch gegenüberstehen. Die Ergebnisse zeigen auch, welche zum Teil gravierenden Konsequenzen kritische Einstellungen für die Mediennutzenden haben, vor allem im Hinblick auf ihr Informations- und Kommunikationsverhalten und ihren Umgang mit anderen Menschen. Beispielsweise gaben viele der Befragten an, dass sie es entweder vermieden, mit anderen über bestimmte Themen zu sprechen, oder aktiv Menschen mit ähnlichen Einstellungen suchten, mit denen sie ihre Meinung frei diskutieren konnten.

 

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Nutzende meiden Nachrichten, um keine schlechte Laune zu bekommen   

 

Mehr als die Hälfte (64 Prozent) deutscher Onliner und Onlinerinnen über 16 Jahren meiden Nachrichtensendungen zumindest zeitweise – und das vor allem, weil sich Nachrichten negativ auf die Stimmung auswirken. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „So liest Deutschland Online-Nachrichten 2023“, die im Auftrag von gmx.de und web.de erstellt wurde. Insgesamt wurden in einem online-repräsentativen Panel 2.144 Internet-Nutzende ab 16 Jahren befragt. Außerdem interessant: Regelmäßige Nachrichtennutzende und Nachrichtenvermeidende haben unterschiedliche Erwartungen an den Journalismus. Personen, die „immer“ oder „oft“ Nachrichten vermeiden (13 Prozent), wünschen sich eine stärkere Berichterstattung über Positives und Lösungsansätze zu geschilderten Problemen. Dahingegen erwarten Personen, die „nie“ Nachrichten scheuen (31 Prozent), ein ganzheitliches Bild, das verschiedene Perspektiven einbezieht und mehr Erklärungen und Hintergründe liefert.

 

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