Leonie Wunderlich
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
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Forschungsüberblick September: Instagram als Informationsplattform, Motivation durch positive Online-Inhalte

Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für Medienforschung hat im Forschungsüberblick auf unserem Blog wieder die Kernergebnisse von drei aktuellen Studien zusammengefasst. Dieses Mal geht es um die Rolle von Instagram beim Informationsverhalten junger Menschen, das Verständnis des Nachrichtenbegriffs und die Auswirkung positiver Inhalte in den sozialen Medien.

2023-09-05 — Leonie Wunderlich

Informationspraktiken junger Erwachsener im Kontext von Instagram

 

Instagram ist ein integraler Bestandteil von Informationsrepertoires junger Erwachsener, auch wenn sie Informationen auf dieser Plattform in der Regel nicht aktiv suchen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Interview-Studie, in der die Autorinnen untersucht haben, wie junge Erwachsene die Plattform für (welche Art von) Informationen nutzen, welche Informationsbedürfnisse ihre Nutzung leiten und welche kontextuellen Dynamiken ihr Verständnis von Informationen prägen. Dazu wurden die Daten aus einer siebentägigen Tagebuchstudie und aus halbstrukturierten qualitativen Interviews mit 48 deutschen Instagram-Nutzenden im Alter von 18 bis 24 Jahren ausgewertet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Plattformcharakteristika nicht nur das mögliche und tatsächliche Informationsverhalten junger Erwachsener prägen. Sie spielen auch eine Rolle dafür, ob die Teilnehmenden ihre Instagram-Nutzung als Informationsnutzung verstehen.

 

Link zur Studie

 

 

Das Publikum definiert Nachrichten anders als Journalist:innen 

 

Informationen, die einen selbst oder das eigene Umfeld (Wirkung) betreffen sowie interessant, unterhaltsam und aktuell (Neuheit) sind, werden eher als Nachrichten bewertet. Das zeigt eine kürzlich erschienene Studie, in der das Konzept der „Newsness“, also die Definition des Publikums von Nachrichtenmerkmalen, die Nachrichten ausmachen, untersucht wurde. Die Ergebnisse basieren auf einer Online-Umfrage (n=2.000) unter Nutzer:innen in Singapur. Anhand von Fokusgruppendiskussionen und der Umfrage haben die Forschenden fünf Repertoires (Nachrichten-Omnivoren, Nachrichtenvermeider, Computer- und Smartphone-User, User traditioneller Medien und reine Smartphone-User) und vier Werte für den Nachrichtenwert (Wirkung, Prominenz, Neuartigkeit und soziale Einbindung) ermittelt. Nachrichten-Omnivoren sowie Computer- und Smartphone-User stimmten allen vier Dimensionen des Nachrichtenwerts stärker zu als Personen mit einem anderen Medienrepertoire. Die Studie gibt Aufschluss darüber, inwieweit das Publikum Nachrichten anders definiert als Journalist:innen. 

 

Link zur Studie 

 

 

Beschäftigung mit positiven Inhalten in sozialen Medien wirkt motivierend 

 

Die Rezeption von positiven Inhalten in sozialen Medien (z.B. Urlaube und Beziehungen) hängt positiv mit der Überzeugung von Jugendlichen zusammen, dass sie ein ähnliches, positives und erfolgreiches Leben führen können. Zu dem Ergebnis kommt eine kürzlich veröffentlichte Tagebuchstudie mit 186 Jugendlichen (56% Jungen; durchschnittliches Alter = 16 Jahre), in deren Rahmen untersucht wurde, wie die tägliche Exposition gegenüber positiven Inhalten in sozialen Medien (d.h. Darstellungen des bestmöglichen Selbst) mit dem täglichen Wohlbefinden der Teilnehmenden zusammenhängt. Insgesamt scheinen sich die positiven Überzeugungen der jungen Teilnehmenden an Tagen, an denen sie das Gefühl haben, nicht so erfolgreich zu sein, wie sie glauben, dass sie es sein sollten, in einen Druck zur Verbesserung zu verwandeln. Die Forschenden schlussfolgern, dass selbstbewusste Jugendliche positiv bleiben, wenn sie der Meinung sind, dass sie dargestellte Idealbilder ebenfalls erreichen können, aber Druck verspüren, wenn sie glauben, dass sie hinter anderen zurückfallen.

 

Link zur Studie