Leonie Wunderlich
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Studienüberblick Mai: Was TikTok so erfolgreich macht und wem junge Menschen vertrauen

Warum sind so viele junge Menschen bei TikTok, wie stehen sie einer algorithmischen Nachrichtenauswahl in sozialen Medien gegenüber und wie sehr vertrauen sie dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Darum geht es in den drei Studien, die Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für uns im Mai zusammengefasst hat.

2023-05-24 — Leonie Wunderlich

Warum sind jetzt alle bei TikTok?

Die Social-Media-Plattform TikTok hat seit ihrer Veröffentlichung im Jahr 2016 einen rasanten Anstieg der Nutzung erlebt. Auf den ersten Blick scheint sie Funktionen zu bieten, die auch auf bereits existierenden und gut etablierten Plattformen wie Instagram, YouTube und Facebook verfügbar sind. Was macht diese Plattform für Nutzende also besonders? Um diese Frage zu beantworten, haben sich Forschende die Prozesse der Selbstdarstellung auf TikTok angeschaut. Dazu wurden zwei Methoden der Datenerhebung kombiniert – ein interaktiver „Rundgang“ durch die TikTok-App mit 14 halbstrukturierten Interviews mit 18- bis 24-Jährigen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich TikTok von bestehenden Plattformen durch ein spezielles Modell der Selbstdarstellung und Identitätskonstruktion unterscheidet: Auf TikTok interagieren die Nutzenden am stärksten mit dem personalisierten Algorithmus, der sie immer wieder mit verschiedenen Aspekten der eigenen Persönlichkeit konfrontiert. Dadurch kreieren sie ein „algorithmisiertes Selbst“ – eine neue Form der Selbstdarstellung.
 

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Junge Menschen vertrauen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk besonders

 

Der Großteil (84 Prozent) junger Menschen unter 30 Jahren findet Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wie beispielsweise ARD und ZDF im Vergleich zu älteren Personen besonders vertrauenswürdig. Das zeigen Ergebnisse der aktuellen Ausgabe der Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen. Im Rahmen der Studie wurde eine repräsentative Telefonumfrage unter der deutschsprachigen Bevölkerung ab 18 Jahren (n= 1.200) durchgeführt.Insgesamt ist das Medienvertrauen in Deutschland im Jahr 2022 zurückgegangen, liegt aber nach wie vor auf einem höheren Niveau als vor der Pandemie. So stimmen aktuell 49 Prozent der Befragten der Aussage zu: „Wenn es um wirklich wichtige Dinge geht – etwa Umweltprobleme, Gesundheitsgefahren, politische Skandale und Krisen – kann man den Medien vertrauen?“. Nach dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk genießen lokale und regionale Zeitungen durch alle Altersgruppen hinweg ebenfalls hohes Vertrauen.

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Wie verstehen und wie interagieren junge Menschen mit algorithmischer Nachrichtenauswahl in sozialen Medien? 

 

Junge Menschen stehen algorithmisch kuratierten Nachrichten skeptisch gegenüber. Sie befürchten, wichtige Ereignisse zu verpassen, haben Bedenkenden gegenüber der digitalen Überwachung und wünschen sich, dass der Journalismus Überraschungsmomente bereithält. Zu diesen Einsichten gelangt eine Studie, in der untersucht wurde, wie junge Menschen die Personalisierung von Nachrichten wahrnehmen und damit umgehen. Dafür hat die Autorin Interviews mit 22 Personen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren geführt, wobei die Befragten ihre Social-Media-Feeds durchgeschaut haben und dabei zum lauten Denken angeregt wurden. Ein Fazit der Studie: Medienunternehmen müssen bei der weiteren Personalisierung von Inhalten die Skepsis junger Menschen gegenüber algorithmischer Nachrichtenauswahl überwinden, zum Beispiel anhand des transparenten Umgangs mit solchen Technologien.

 

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