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Wie verändert künstliche Intelligenz Journalismus und Bildung?

Aus der Community für junge Medieninteressierte: NewZee Joyce Noll berichtet vom #UseTheNews-Workshop zum Thema KI und Journalismus.

2023-04-11 — Joyce Noll

Die Entwicklung künstlicher Intelligenz schreitet stetig voran und ist bereits heute Teil unseres Lebens. ChatGPT, eine künstliche Intelligenz zur Textgenerierung, wird aktuell heiß diskutiert und ist auf dem Vormarsch. Seit der Veröffentlichung der Software von Open AI im November 2022 hat ChatGPT über 200 Milliarden Nutzer weltweit gewonnen. Inwieweit künstliche Intelligenz den Journalismus und Bildung beeinflusst, war daher das Thema unseres letzten #UseTheNews-Webinars.

Künstliche Intelligenz als Entlastung für Journalist:innen
 

Der Journalist Jörg Pfeiffer berichtete, wie der Bayerische Rundfunk mit künstlicher Intelligenz forscht und arbeitet. Unter anderem erzählte der Produktmanager des vom BR gegründeten AI und Automation Labs von seiner Zusammenarbeit mit der BBC für das Projekt ,,Remix Regional“. Dieses erstellt lokalisierte Metadaten von Audionachrichten mithilfe von künstlicher Intelligenz. Außerdem wird an einem sogenannten ,,Summarizer“ gearbeitet. Dieser soll unter anderem Texte von Agenturen oder Korrespondent:innen automatisiert kürzen und damit Journalist:innen Arbeit abnehmen. 
 

Jörg Pfeiffer versicherte auch, dass das AI und Automation Lab es als Aufgabe verstehen, kritisch zu hinterfragen, wie künstliche Intelligenz und Algorithmen genutzt werden, um einen verantwortungsvollen Umgang damit zu entwickeln. 

Aktuell legen die Anbieter künstlicher Intelligenz den Umgang mit Algorithmen und personenbezogenen Daten nicht offen und stehen deshalb in der Kritik. Die Firma Open Ai, die ChatGPT auf den Markt gebracht hat, behauptet, sie sammele keine personenbezogenen Daten der Nutzer:innen. Jedoch gibt es zahlreiche Zweifel, ob das der Wahrheit entspricht. Außerdem ist nicht klar, woher Open AI, die Masse an Daten bezieht, mit der die künstliche Intelligenz gefüttert wird. Aufgrund dessen ist Chat GPT in Italien gesperrt worden. Deutsche Datenschutzbehörden prüfen Verstöße gegen die Datenschutzgrundverordnung.

Auch die dpa ist sich der Relevanz von künstlicher Intelligenz bewusst und hat aus diesem Grund fünf Regeln zu künstlicher Intelligenz aufgestellt. 

 

Künstliche Intelligenz als Teil der Schulbildung
 

Trotzdem ist sich der Lehrer und Autor Florian Nuxoll sicher, dass künstliche Intelligenz in den nächsten fünf bis zehn Jahren in der Bildung alles durchdringen wird. Auch wenn er davon überzeugt ist, dass die Digitalisierung an deutschen Schulen besser sein könne, glaubt er an eine Zeitenwende.

Seiner Einschätzung nach wird es bei der Konstruktion von Texten und Aufgaben und der Kontrolle von Hausaufgaben hybride Teams aus Lehrer:innen, Schüler:innen und künstlicher Intelligenz geben. Er geht davon aus, dass Aufgaben durch generative Sprachmodelle erstellt werden können. Darüber hinaus sieht er eine Chance darin, Schüler:innen individueller fördern zu können, da Aufgaben durch künstliche Intelligenz zielgenauer an den jeweiligen Stand jedes einzelnen angepasst werden können. Nuxoll geht auch davon aus, dass diese intelligenten Tutor Systeme dem Lehrer:innenmangel entgegenwirken können. Er sagt aber auch ausdrücklich, dass die Folgen des Lehrermangels dadurch nicht aufgefangen werden könnten.

 

Die Zukunft gehört den Maschinen
 

Eine weitere Speakerin im Webinar war die Journalistin Marie Kilg, die auch Bot-Programmiererin ist. Seit Jahren macht sie Experimente und forscht zur Textgenerierung mithilfe von künstlicher Intelligenz. Sie hat die erste KI-generierte deutschsprachige Kolumnistin der TAZ ,,Anic T“ mitentwickelt. Sie ist der Auffassung, dass die Zukunft den Maschinen gehört, glaubt aber, der Journalismus sei noch weit davon entfernt, von Maschinen ersetzt zu werden. 

Für guten Journalismus mit künstlicher Intelligenz brauche es laut Marie Kilg Technologieverständnis. Die Beschäftigung mit KI wirke der Angst davor entgegen. Die zentrale Frage dabei sei: ,,Wollen wir lernen die Maschinen zu kontrollieren oder wollen wir uns von den Maschinen kontrollieren lassen?“ Kilg sieht auch die Chance, dass künstliche Intelligenz journalistische Kleinarbeiten übernehmen kann. 

 

ChatGPT als neues journalistisches Werkzeug
 

Eine ähnliche Meinung vertreten die Journalisten Dirk von Gehlen und Johannes Klingbeil. Die beiden diskutierten über künstliche Intelligenz im Journalismus am Ende des Webinars. Dirk von Gehlen, Direktor beim Think Thank des SZ-Instituts, ist überzeugt davon, dass man sich mit der Art und Weise wie künstliche Intelligenz den Journalismus verändert beschäftigen müsse. Es handle sich dabei um eine unaufhaltsame Entwicklung. Seiner Meinung nach seien viele Menschen zu sehr auf die Gefahren als auf die Chancen fokussiert.

Es ist möglich, vertrauenswürdigen Journalismus mit ChatGPT zu machen, findet Johannes Klingbeil, Programm Manager beim Media Lab Bayern. Er definiert ChatGPT wie Dirk von Gehlen als Werkzeug für den Journalismus. Klingbeil sagt aber auch, dass trotz der Tatsache, dass ChatGPT zwar schon viel könne, die Software aktuell noch zu limitiert sei, um eine große Veränderung im Journalismus auszulösen.

Er bezeichnet ChatGPT als sehr eigenen Autor, der eine Korrekturinstanz benötige, da sonst inhaltliche Fehler oder Plagiate entstehen können.

In der Tat gibt es bei ChatGPT immer wieder Fälle von Halluzinationen. Dabei erfindet die künstliche Intelligenz Textinhalte, die nicht existieren. 

 

Mein Fazit zu künstlicher Intelligenz im Journalismus und Bildung
 

Künstliche Intelligenz kann eine Chance für Journalismus und Bildung darstellen und Medienschaffenden sowie Lehrer:innen Arbeit abnehmen. Jedoch zeigt die aktuelle Entwicklung, dass es noch Zeit braucht, bis künstliche Intelligenz so weit ist, überall etabliert zu werden. Denn künstliche Intelligenz ist zwar schon zu einigem in der Lage, aber muss meiner Meinung nach noch weiter trainiert werden, um in der Lage zu sein menschliches Verhalten so zu imitieren, dass es einen erheblichen Mehrwert bietet oder eine große Gefahr darstellen kann. Das wird aber meines Erachtens in der Zukunft früher oder später in jedem Fall passieren, sodass künstliche Intelligenz nicht nur im Journalismus und der Bildung, sondern in allen Bereichen ein integraler Bestandteil sein wird. 

Aus diesem Grund denke ich, dass es unumgänglich ist, offen für diese Technologie zu sein, sowohl was die positiven als auch die negativen Seiten angeht. Für Gefahren wie Datenmissbrauch und die Verbreitung von Desinformationen bedarf es meines Erachtens nach politischer Regulierung. Ich bin mir sicher, dass uns das Thema künstliche Intelligenz noch viel beschäftigen und noch vieles ermöglichen wird.